Ursachen, Verlauf und was du dagegen tun kannst
Viele Menschen berichten nach einer überstandenen Corona-Infektion von einem neuen, belastenden Symptom: Haarausfall nach Corona. Dieser tritt oft einige Wochen oder Monate nach der akuten Erkrankung auf und betrifft Frauen wie Männer gleichermaßen. Auch bei Long COVID ist Haarausfall ein häufiges Begleitsymptom. Doch was steckt dahinter? Ist der Haarverlust dauerhaft? Und was kann man gegen Haarausfall nach Corona tun? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige zum Thema – basierend auf aktuellen Erkenntnissen und medizinischen Studien.
Warum fallen nach Corona plötzlich die Haare aus?
Der Haarausfall nach einer Corona-Infektion zählt zu den sogenannten "postinfektiösen" Symptomen und wird medizinisch meist als diffuser Haarausfall oder „telogenes Effluvium“ eingeordnet. Das bedeutet: Ein großer Teil der Haare wechselt verfrüht in die Ruhephase (Telogenphase), wodurch sie innerhalb von 2–3 Monaten ausfallen.
Diese Art des Haarausfalls betrifft in den meisten Fällen die gesamte Kopfhaut und nicht nur einzelne Bereiche – es entsteht also kein kreisrunder Haarausfall, wie bei Alopecia Areata, sondern ein flächendeckender Haarschwund. Betroffene berichten davon, beim Bürsten oder Duschen große Mengen an Haaren zu verlieren – teilweise über ca. 100 Haare pro Tag.
Ursachen für Haarausfall nach Corona
Die genauen Auslöser für den verstärkten Haarausfall nach einer COVID-Erkrankung sind vielfältig. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- Physischer Stress: Eine akute Virusinfektion wie COVID-19 stellt für den Körper eine enorme Belastung dar. Das Immunsystem wird aktiviert, Entzündungswerte steigen, und die Energieversorgung konzentriert sich auf lebenswichtige Organe – die Haarfollikel werden vernachlässigt.
- Emotionale Belastung: Viele Patientinnen berichten, dass sie nach der Erkrankung unter emotionalem Stress, Angst oder Erschöpfung litten – Faktoren, die nachweislich Haarausfall auslösen können.
- Nährstoffmangel: Während und nach der Erkrankung kann es zu einem Mangel an wichtigen Vitaminen und Spurenelementen kommen, z. B. Zink, Eisen, Biotin oder Vitamin D – alles Nährstoffe, die für das Wachstum der Haare essenziell sind.
- Medikamente und Fieber: Einige Covid-Medikamente, Fieber und Entzündungen gelten ebenfalls als mögliche Haarausfall-Verursacher.
Wie lange hält der Haarausfall nach Corona an?
Der Haarausfall nach einer Corona-Infektion beginnt typischerweise 2 bis 3 Monate nach der Genesung und kann mehrere Wochen bis Monate andauern. In der Regel normalisiert sich das Haarwachstum nach etwa 6 Monaten von selbst. Die Wachstumsphase der Haare (Anagenphase) beginnt wieder, sobald der Körper sich vollständig erholt hat und die Telogenphase abgeschlossen ist.
In den meisten Fällen handelt es sich also um eine temporäre Störung – die Haare wachsen wieder. Kahle Stellen entstehen selten, und selbst wenn es zu sichtbaren Ausdünnungen kommt, sind diese reversibel.
Long COVID und Haarausfall: Ein unterschätztes Symptom
Auch bei Long COVID, dem chronischen Verlauf nach einer Corona-Erkrankung, ist Haarausfall ein häufig dokumentiertes Symptom. In einer veröffentlichten Studie berichteten rund 20 % der Long-COVID-Patienten von anhaltendem Haarverlust. Hier kann der Haarausfall durch eine Kombination aus chronischem Stress, Entzündungsprozessen und gestörter Nährstoffaufnahme entstehen.
Ist Haarausfall nach Corona mit Haarausfall nach Grippe vergleichbar?
Ja, der Mechanismus des Haarausfalls nach Corona ähnelt dem Haarausfall nach Grippe oder anderen starken Infektionen. Der Unterschied liegt in der Intensität und Dauer: Bei COVID-19 ist die Belastung des Körpers oft schwerwiegender, weshalb auch die Ausprägung des Haarverlustes stärker sein kann.
Was tun bei Haarausfall nach Corona?
Wer unter plötzlich starkem Haarausfall nach Corona leidet – insbesondere Frauen – sollte sich nicht beunruhigen lassen. Der Verlust von mehr als 100 Haaren am Tag kann in der Telogenphase normal sein. Dennoch gibt es Maßnahmen, die helfen können, das Haarwachstum zu fördern und den Regenerationsprozess zu unterstützen:
1. Geduld haben
Das Haarwachstum folgt einem natürlichen Zyklus. Bis sich die Wachstumsphase der Haare vollständig normalisiert hat, vergehen oft mehrere Monate. In dieser Zeit ist es wichtig, Stress zu vermeiden und den Körper bei der Regeneration zu unterstützen.
2. Auf ausgewogene Ernährung achten
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Versorgung von Vitaminen (z. B. D, B-Komplex), Mineralstoffen (Eisen, Zink) und Proteinen ist essenziell. Eine gezielte Supplementierung kann sinnvoll sein – insbesondere bei nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel, der nach Corona häufig auftritt.
3. Kopfhautpflege und schonende Produkte
Vermeide aggressive Pflegeprodukte oder häufiges Hitzestyling. Nutze milde Shampoos und Massagen zur Förderung der Durchblutung der Kopfhaut. So kann das natürliche Wachstum der Haare gezielt unterstützt werden.
4. Medizinische Beratung bei starken Symptomen
In seltenen Fällen kann Haarausfall nach Corona länger anhalten oder in kreisrundem Haarausfall (Alopecia Areata) übergehen. Dann ist eine dermatologische Abklärung sinnvoll, um mögliche autoimmune Reaktionen oder Mangelerscheinungen auszuschließen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In folgenden Fällen ist eine ärztliche Abklärung empfehlenswert:
- Der Haarausfall dauert länger als 6 Monate an
- Es entstehen kahle Stellen oder asymmetrische Ausdünnungen
- Weitere Symptome wie Müdigkeit, Hautprobleme oder Nagelveränderungen treten auf
- Verdacht auf Long COVID besteht
Haarausfall nach Corona ist belastend – aber meist vorübergehend
Haarausfall nach Corona ist kein Einzelfall, sondern betrifft viele Genesene. In den meisten Fällen handelt es sich um einen vorübergehenden diffusen Haarausfall, ausgelöst durch den physischen und psychischen Stress der COVID-Erkrankung. Auch wenn der Haarverlust optisch und emotional belastend sein kann, gilt: Die Haare wachsen wieder – mit Geduld, gezielter Pflege und gesunder Lebensweise.
Insbesondere Frauen, die unter plötzlich starkem Haarausfall nach Corona leiden, sollten ihren Körper nicht zusätzlich durch übermäßige Behandlungen oder Diäten stressen. Eine nährstoffreiche Ernährung, Kopfhautpflege und mentale Ruhe sind die besten Mittel, um den Körper in der Regeneration zu unterstützen. In schweren Fällen sollte eine dermatologische Abklärung erfolgen, um andere Ursachen auszuschließen und eine passende Therapie einzuleiten.